Wund-Desinfektion Spray

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09.04.2011, 21:24
Hallo zusammen,

ich habe heute für unseren SSD ein paar Sachen gekauft unteranderem auch eine Wund-Desinfektions Spray. Jetzt sitze ich zuhause und da kommt mir der Gedanke dürfen wir das eigentlich?
Im Kurs haben wir gelernt, das wir keine Medikamente an die Schüler ausgeben dürfen aber wie ist das mit diesem Spray?
Wie ist es mit Kältespray?

09.04.2011, 21:38
Beides ist sehr pöhse :P
Endlich EH! 04.05.2008!

09.04.2011, 21:45
Kältespray kannste knicken, da das nur oberflächlich wirkt, bei zu heftiger Anwendung Blasen und Erfrierungen hervorruft und noch allergische Reaktionen auslösen könnte.

Wunddesinfektion.... schwierig, eigentlich nein, da das auch all. Reaktionen auslösen könnte. Ich muss zugeben, ich nehme auch welches, aber Octenisept, da dieses ohne Alkohol ist und nicht brennt. Man sollte abschätzen, wann man die Wunde ausspülen sollte, d.h. nur, wenn die Wunde stark verdreckt ist. Aber nicht die Wunde durch Salben o.ä. manipulieren, das ist ein no go. Wenn man sich unsicher ist weglassen, ansonsten ist die Frage, ob der Patient Allergien hat, selbstverständlich.

09.04.2011, 21:49
Ich habe auch octenisept von schülke gekauft
Zuletzt geändert von Euro am 09.04.2011, 21:50, insgesamt 1-mal geändert.

10.04.2011, 07:54
Also anstatt Kühlspray holst du lieber eine Kältesofortkompresse , die du dann mit dem Verband "einbindest" , zum desinfizieren , würde ich es auch so tun , wie Maxi , da die Gefahr doch schon groß ist , wenn jemand allergisch drauf reagiert ...
Keine Sorge , das flicken wir schon!

10.04.2011, 08:59
Also wir verwenden seit vier Jahren Wunddesinfektionsmittel (Octenisept (R)) routinemäßig und haben bis dato noch nie negative Erfahrungen gemacht.

Vorher haben wir die verschmutzten kleineren Wunden mit Wasserstoffperoxidlösung gereinigt, auch hier gab es nie Probleme.

Prinzipiell muss man bedenken, dass die definitive Wundversorgung immer Aufgabe des Arztes ist. Wenn die Verletzung so schwerwiegend ist, dass die Wunde ärztlich versorgt werden muss (nähen...), kann man auf die Reinigung verzichten und einen provisorischen Verband anlegen.

Meistens haben wir es im SSD allerdings mit kleinen Schnitt- oder Schürfwunden zu tun, die keine ärztliche Begutachtung erforderlich machen. Um hier einer Wundinfektion verzubeugen, reinigen wir bei stärkerer Verschmutzung routinemäßig mit Octenisept (R).

Man kann ja vorher fragen, ob eine Überempfindlichkeit gegen das Mittel vorliegt, weiter würde man auch beim Arzt oder im Krhs. nicht nachhaken.

Mir ist auch nicht bekannt, dass unser Mittel überhaupt allergisches Potential hat. Man sollte nur darauf achten, dass das Mittel ausreichend lange einwirkt und vollständig abtrocknet, bevor (Klebe-)Verbände angelegt werden.

Ergo: Wunddesinfektion sehe ich kein Problem drin, Kühlspray gehört nur in die Hände von erfahrenen Anwendern.

EDIT:
Siehe auch: http://www.schuelke.com/download/pdf/cde_lde_Octenisept_prod.pdf

EDIT 2:

Noch etwas:
Das mit dem "Dürfen" ist im (Schul-)Sanitätsdienst immer so eine Sache.
Das fängt schon mit dem Entfernen von Splittern, Zecken, Bienenstacheln etc. an.
Natürlich kann man das als "chirurgischen Eingriff definieren und sagen, das steht unter Arztvorbehalt.

Allerdings muss man dann fragen, wozu Sanitätskräfte überhaupt noch da sind, wenn sie "nicht mal so einen Kleinkram" selbst erledigen können und dürfen. Dafür fehlt den meisten Patienten (logischerweise) das Verständnis.

Daher handhabe ich das so, dass ich entweder das Material bereitstelle und der Patient die Entfernung unter Anleitung selbst vornimmt, oder ich erkläre die geplanten Maßnahmen und der Patient willigt dann ein.
Zuletzt geändert von Hajo Behrendt am 10.04.2011, 10:10, insgesamt 3-mal geändert.
35 Jahre, Im-RTW-beim-Patienten-Sitzer, hauptamtlicher "Zivi"-in-den-Hintern-Treter, ehrenamtl. Löschknecht, Obermufti von einigen SSDs -- im schönsten Bundesland der Welt: Schleswig-Holstein!

10.04.2011, 10:21
Wir handhaben das so, dass wir "Wunddesinfektion" nur benutzen, wenn es sich um besonders "keimreiche" Verletzungen handelt, also zum Beispiel Katzenbisse,...

"Hautdesinfektionsmittel" benutzen wir eigentlich ziemlich oft. Eigentlich bei jeder kleineren Wunde, bei der wir ausgehen, dass der Patient deswegen nicht zum Arzt geht.

So haben wir das in der Ausbildung gelernt und wenden es in der Praxis an. Wie es rechtlich dazu aussieht, kann ich dir nicht sagen.
"Was ist der Unterschied zwischen Kampfhund und Sani? Der Kampfhund hört auf, wenn sein Opfer tot ist…"

10.04.2011, 10:45
Ich würde auch bei kleineren Wunden eher Wunddesi empfehlen statt Hautdesi, einfach weil Wunddesi in der Wunde nicht brennt, Hautdesi den Patienten aber zusätzliche Schmerzen zufügt...

10.04.2011, 13:16
Hautdesinfektion eignet sich nur bedingt zur Desinfektion von Wunden und ist dafür auch nicht zugelassen.

Neben den Schmerzen, die die Anwendung auf offenen Wunden verursacht (zusätzliche Patientenschädigung!), handelt es sich auch noch um einen "Off-Label-Use".

Ich erlebe immer wieder bei SSDs, dass die Unterschiede zwischen den einzelnen Desinfektionsmitteln nicht bekannt sind und z.B. eine Flächendesinfektion mit einem Händedesinfektionsmittel gemacht wird...

Daher hier nochmal:

- Händedesinfektionsmittel (Sterillium, AHD 2000...) sind zur Desinfektion der Helferhände vor und nach einer Behandlung. Sie eignen sich NICHT zur Hautdesinfektion vor Injektionen (Spritzen) oder gar zur Flächendesinfektion, wie immer wieder gesehen...

- Flächendesinfektionsmittel (Bacillol, Kohrsolin...) eignen sich ausschließlich zur Desinfektion von kontaminierten Flächen (Behandlungsliegen, Arbeitstischen etc.). Diese sollten ruhig einmal in der Woche routinedesinfiziert werden. Bei größeren Flächen über 2 m² sollte das Desinfektionsmittel mit einem Tuch aufgetragen , nicht gesprüht werden (Aerosolbildung, Explosionsgefahr!). Auf ausreichende Belüftung achten!

- Hautdesinfektionsmittel (Cutasept...) dienen der Desinfektion einer (intakten) Hautstelle vor Einstichen (Venenzugänge, BZ-Lanzetten, Spritzen, Impfungen...) oder kleineren chirurgischen Eingriffen. Empfehlenswert sind hierfür besonders fertige Alkoholtupfer. Einwirkzeit beachten!

- Wunddesinfektionsmittel (Octenisept, Wasserstoffperoxid-Lsg. 3%...) werden für die Reinigung und Desinfektion von Wunden im Rahmen einer chirurgischen Versorgung verwendet (s.o.). Beipackzettel beachten!

- Ferner gibt es noch Geräte- und Instrumentendesinfektionsmittel zur Desinfektion von Pinzetten etc. Das kann ggf. aber auch mit Flächendesinfektion gemcht werden (Zulassung beachten!)
35 Jahre, Im-RTW-beim-Patienten-Sitzer, hauptamtlicher "Zivi"-in-den-Hintern-Treter, ehrenamtl. Löschknecht, Obermufti von einigen SSDs -- im schönsten Bundesland der Welt: Schleswig-Holstein!

03.07.2011, 08:56
Wie Hajo schon sagte darauf achten das kein Hautdesinfektionsmittel benutzt wird. Wund-Desinfektionsmittel sind eigentlich unproblematisch. Wichtig, nicht zuviel davon draufsprühen da sonst die Wundränder richtiggehend aufweichen und es das Nähen erschwert. Ansonsten kein Problem, habe auch noch nie von Nebenwirkungen bei der Anwendung gehört. In der Nähe von Schleimhäuten aber Vorsicht walten lassen.
Lehrrettungsassistent, Paramedic nach US-DOT, HEMS-Crew Member, Zugführer Einsatzeinheit, langjähriger Leiter einer JRK-Gruppe, EH- und AED Ausbilder und Inhaber von Ostalb-Med.de

03.07.2011, 14:42
Kannst du mal aufhören jeden alten Thread wieder aufzumachen???!!! Danke.
19 Jahre. Abiturient. Helfer-vor-Ort. Rettungssanitäter. Nebenamtlich im Rettungsdienst. Humanmedizinstudent im 2. Semester, EKT. Ausbilder EH, LSM, EH am Kind.

03.07.2011, 14:49
Oh sorry, wusste nicht das man nur Beiträge zu Themen schreiben darf die in den letzten beiden Tagen eröffnet wurden.
Lehrrettungsassistent, Paramedic nach US-DOT, HEMS-Crew Member, Zugführer Einsatzeinheit, langjähriger Leiter einer JRK-Gruppe, EH- und AED Ausbilder und Inhaber von Ostalb-Med.de

03.07.2011, 14:57
Hier war Helpman wohl ein bisschen voreilig...
In LRAs Beitrag konnte ich durchaus Informationen finden, die in diesem Thread noch fehlten. Vor allem diesen Hinweis finde ich noch wichtig:

Wichtig, nicht zuviel davon draufsprühen da sonst die Wundränder richtiggehend aufweichen und es das Nähen erschwert.


Es ist lediglich nicht erwünscht, alte Themen wieder aufzumachen, wenn daraus kein Mehrwert entsteht. Z.B. ist es in der Vergangenheit öfter vorgekommen, dass jemand nur schrieb "Ja, das machen wir bei uns auch so" o.Ä., und damit einen uralten Thread wiederbelebte...

08.11.2011, 12:20
@Hajo Behrend:
Sterilium ist auch für Hautdesinfektion zugelassen und darf sogar für die Desinfektion vor kleinen chirurgischen Eingriffen und Punktionen von Hohlorganen (z. B. Lunge) eingesetzt werden. Das steht auf jeder 500 ml-Flasche hinten drauf.

10.11.2011, 23:35
Ja, da steht aber auch:

Talgdrüsenhaltige Haut (sprich: Überall, wo z.B. Haare vorhanden sind) mindestens 10 Minuten lang feuchthalten.

Das disqualifiziert Sterillium schon mal für den regulären Gebrauch als Hautdesinfektionsmittel.

Nicht umsonst sind da Hände aufgedruckt und das Zeug wird primär als "Hände-Desinfektionsmittel" bezeichnet und verkauft.

Wenn du so gerne punktieren möchtest, würde ich auf Cutasept (r) oder Alkoholtupfer zurückgreifen (die z.B. zwingend zum Equipment für eine Blutzucker-Messung gehören)
35 Jahre, Im-RTW-beim-Patienten-Sitzer, hauptamtlicher "Zivi"-in-den-Hintern-Treter, ehrenamtl. Löschknecht, Obermufti von einigen SSDs -- im schönsten Bundesland der Welt: Schleswig-Holstein!

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