Das Ansehen des SSD

[Tone Bone]

Gerade kommt bei mir eine neue Fragestellung zur Thematik des Schulsanitätsdienstes als ein Glied der Rettungskette auf: Wie erfolgt die Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst? Seid ihr lediglich "die Ersthelfer" wie jeder andere oder stellt ihr etwas besonderes für das weiterbehandelnde Personal dar? Werdet ihr in Handlungen des Rettungsdienstes einbezogen?

Weitergehend stellt sich auch hier die Frage, wie das Rettungsdienstpersonal (das hier zu Teilen ja auch vertreten ist) den Schulsanitätsdienst auffasst. Hilfe, Belastung, egal, ...?

Live habe ich selber nur die Situation erlebt, dass der Schulsanitätsdienst durchwegs positiv aufgefasst wurde und eine Hilfe darstellte, über die ein Großteil der Rettungsdienstler auch dankbar war.
In einschlägigen Rettungsdienstforen stoßen Schulsanitätsdienste (v.a. solche, die etwas mehr Medizin als die reine Erste Hilfe betreiben) häufig auf Kritik, die ich im gewissen Maße zwar verstehen mag, aber wo ich mich auch frage, was die Problematik in den konkreten Fällen ist.


Erzählt einfach mal von euren Erfahrungen, würde mich interessieren .

[LevSani]

Bei uns im Rettungsdienst werden wir in der Regel eher als Hilfe angesehen und auch hin und wieder in die Maßnahmen mit eingebunden.
Oft ist schon der Satz gefallen: "Super, hier müssen wir ja nurnoch einladen und losfahren!"
Zugespitzt hat sich das nur in einer Situation. Hier wurde uns schon ein bisschen zu viel zugetraut und der RA hat uns ne Schaufeltrage und ne Vakuummatratzen in die Hand gedrückt und gesagt "Macht mal". Nur hatten wir damals noch nie mit sowas gearbeitet...
Seit dem wissen die Herrschaften des RD so grob, was wir können und was nicht.
Natürlich hatten wir auch schon das Gegenteil des Beispiels mit der Matratze. Damals hatte ich schon einen RR-Wert ermittelt und diesen dann auch dem RD mitgeteilt. Die haben mir dann nicht zugetraut, dass ich wirklich RR messen kann und haben den 08/16 nachmessen lassen. Die Herrschaften waren sehr erstaunt, als da dann exakt die Zahlen standen, die ich ihnen vorher genannt hatten...

Kurz gesagt:
Unser RD weiß, was wir können und kann auch dementsprechend gut mit uns zusammenarbeiten. Das mag auch daran liegen, dass wir mit einigen RD´lern schon über das DRK zusammengearbeitet haben auf verschiedenen Sanitätsdiensten. Dann aber natürlich nicht als SSD sondern als DRK-SD.

[Püppi]

Ich war jetzt noch nicht sooo oft dabei, aber was ich mitgekriegt habe, ist die Reaktion des RD auf den SSD relativ positiv.

Letztens hatten wir einen Jungen mit V.a. Armbruch. Den Arm haben wir voher geschient und als dann der RD kam, meinten sie "Oh super, geschient ist ja schon."

Und sonst, wenn wir einweisen sind die auch immer ganz froh, wenn wir denen dann kurz erzählen, was passiert ist und ihnen den SanRaum zeigen.

[LevSani]

Naja, was sollen sie auch machen, wenn man ihnen den Sanraum nicht zeigt?

Aber die Schiene haben sie euch ja trotzdem nicht zurückgegeben...

Das war bei uns komischerweise nie ein Problem. Wir haben mittlerweile glaub ich schon den dritten Stifneck mit dem RD getauscht und die SamSplint ist auch schon erneuert worden. Mit dem Argument "Wenn wir es nicht gemacht hätten, wäre euer Material ja auch drauf gegangen" kommt man in der Regel sehr weit...

[Püppi]

Original von LevSani
(...) Mit dem Argument "Wenn wir es nicht gemacht hätten, wäre euer Material ja auch drauf gegangen" kommt man in der Regel sehr weit...

Damit sollten wir es mal versuchen^^

[GeKue]

Mich kannten die meisten RDler eh schon, wegen Praktika, SanDiensten und Co...da ging es immer gut.

Wenn ich selbst an eine Schule komme, wo ich weiss, das dort ein SSD ist, den aber nicht vor Ort antreffe, frage ich immer gezielt nach, warum da keiner war von denen. Die Lehrer gucken dann immer komisch, aber Effekt: Immer seltener muss ich fragen, weil die SSdler da sind.

[LevSani]

Den Trick muss ich mir mal merken für die Zukunft...Naja, ich hab ja noch mindestens 3 Jahre, bis es soweit ist, dass dieser Spruch fallen kann...

[Hajo Behrendt]

Original von LevSani
Die haben mir dann nicht zugetraut, dass ich wirklich RR messen kann und haben den 08/16 nachmessen lassen.

Na Super!

Vielleicht sollte man den Herren mal erzählen, dass der erste Blutdruckwert prinzipiell immer von Hand gemessen werden sollte, und nicht mit einem automatischen Gerät. Das kann nämlich auch falsche Werte ausgeben! Habe ich beim 08/16 persönlich schon erlebt...

Bei uns gab es im Kreis-Rettungsdienst die Anweisung, dass der erste Blutdruckwert stets manuell zu messen sei. Erst wenn das Gerät danach einen ungefähr gleichen Wert anzeigt, sollte man sich auf automatische Geräte verlassen. Im Zweifel immer von Hand messen!

BTW: Ich erlebe es in letzter Zeit öfter, dass Sanitätskräfte gleich mit automatischen Geräten (am besten noch die billigen fürs Handgelenk) messen. EIne DRK-Bereitschaft hat die manuellen Geräte sogar gegen automatische ausgetauscht, mit der Begründung: Unsere Helfer können eh keinen Wert ermitteln, wenn sie von Hand messen... Sehr fragwürdig!

Aber auch ich erlebe es immer wieder in Sanitätsprüfungen, dass einige Helfer prinzipiell nicht in der Lage sind, vernünftig Blutdruck zu messen. Ich frage mich immer, woran das liegt und ob in der Ausbildung evtl zu wenig Wert darauf gelegt wird oder die Zeit für intensives praktisches Üben einfach nicht ausreicht...




Zum Thema:
Bei uns ist das sehr unterschiedlich. Es kommt auf die jeweilige Fahrzeugbesatzung an. Die meisten stehem dem SSD positiv gegenüber, insbesindere die BF-Beamten.

Einige städtische Rettungsdienst-Angestellte begegen uns allerdings auch schnippisch und mit pampigen Bemerkungen, tw. auch vor dem Patienten. Da hilft nur, sich beim Leiter Rettungsdienst zu beschweren... Wenn eine Zusammenarbeit hingegen besonders toll gelaufen ist, und das Personal freundlich war, bedanken wir uns auch schriftlich für die gute Zusammenarbeit. Das kommt bei den RD-Kräften besonders gut an... Und unfreundliche Rettungsdienst-Kräfte erleben wir in letzter Zeit immer weniger, nachdem das eine Zeit lang mal extrem war! Liegt aber vllt. auch an den Arbeitsbedingungen im RTD... Im Sinne des Qualitätsmagements sind solche Rückmeldungen von Kunden und Sanitätskräften in meinen Augen auch wichtig.

[madhef]

Ich hab in den Fällen in denen ich anwesend war bereits die gesamte Bandbreite erlebt. Von sauberer Übergabe teilweise mit weitergehender Zuarbeit bis hin zum kompletten Ignorierens der anwesenden Schulsanis (inklusive mir).
Bei den Fällen in denen ich nicht anwesend war, wurde mir ähnliches berichtet, wobei da die Tendenz eher in eine der beiden Richtungen ging...

[Thorbi 110]

Nun, bei uns läuft die Zusammenarbeit recht gut.

Der RD war bisher zwar nur ca. 8 mal bei uns an der Schule, aber bis auf zwei mal haben wir immer noch mithelfen dürfen. Man muss bedenken, dass eine mal, wo wir nicht mit eingespannt wurden, war bei einer schweren Hyperventilation mit NA Einsatz. Da waren eh fünf Leute da ( drei Personen RTW, zwei Personen NEF), von daher ist es klar dass bei sowas die Mithilfe von Schulsanis nicht mehr benötigt wird.

Aber bei allen Einsätzen, wo ich dabei war und der RTW angefordert wurde, hat die Zusammenarbeit sehr gut geklappt.

Aber auch bei uns ist es - glaube ich - von der Fahrzeugbesatzung abhängig.

[gorld]

Original von Thorbi 110
Hyperventilation mit NA Einsatz. Da waren eh fünf Leute da ( drei RTW, zwei NEF),

DREI Rettunsgwägen und ZWEI Notarzteinsatzfahrzeuge bei EINEM Patienten oder hab ich jetzt was überlesen?

[AlexanderS]

Ich denke er meint 3 Leute vom RTW, 2 vom NEF == 5 Leute

[Thorbi 110]

Alex hat recht:

- zwei Leute NEF -> 1 RA/RS, 1 NA
- drei Leute RTW -> 2 RA/RS, 1 Praktikant (RA/RS)

so war das gedacht.

EDIT: Beitrag von mir oben ergänzt.

[Hajo Behrendt]

Mhhh... Aber gerade bei einer Hyperventilation würde ich doch auch die Leute mit einbinden, die die Pat. schon kennt.

Vielleicht bessert sich das dann ja eher, als wenn fünf neue Leute um sie herumwuseln...

[Thorbi 110]

Die Patientin hat so stark hyperventiliert, dass es sich nicht mehr gebessert/beruhigt hat. Auch Rückatmung in eine Tüte hat nichts gebracht...

Deshalb musste ja auch der NA kommen, um sie zu sedieren oder was man in dem Fall halt mit Medis macht.

Desweiteren hatte sie noch nen Schock... und ist eingetrübt.

Und sie hat so stark hyperventiliert, da war es ihr glaub ich egal, ob sie vom RD oder teilweise von den SSDlern versorgt wird.