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Paracetamol und Alkohol

BeitragVerfasst: 20.03.2010, 20:25
von Buschi
So, dann möge bitte diese Diskussion aus dem "Was freut euch?"-Thread hier weitergeführt werden:

Original von M1k3
Original von Don Spekulatius
Original von M1k3
Warum soll Paracetamol + Korn schlimm sein?
Gut, Alkohol ist immer doof, aber was hat das Paracetamol damit zu tun?

Alles eine Frage der Dosis. Paracetamol wirkt ja wie bekannt ab etwa 100mg/kg KG akut lebertoxisch. Dies kann wiederum zum Koma führen, aber erst nach einigen Tagen.


Ja, aber Paracetamol + Alkohol haben keine besondere Wechselwirkung schließe ich daraus :)

Sänk Ju

BeitragVerfasst: 20.03.2010, 21:01
von AlexanderS
Es wurde uns immer wieder gelehrt Alkohol und Schmerzmittel werden zu einer lebensgefährlichen Kombination.

Aus der Packungsbeilage Paracetamol(R)-Hexal

Bei gleichzeitiger Einnahme von Arzneimitteln, die zu beschleunigtem Arzneimittelabbau in der Leber führen (Enzyminduktion), wie z. B. bestimmte Schlafmittel und Antiepileptika (Arzneimittel gegen vom Gehirn ausgehende Krampfanfälle wie z. B. Phenobarbital, Phenytoin, Carbamazepin) sowie Rifampicin (Tuberkulosemittel), können auch durch sonst unschädliche Dosen von Paracetamol Leberschäden hervorgerufen werden. Gleiches gilt bei Alkoholmissbrauch.

BeitragVerfasst: 21.03.2010, 00:00
von Don Spekulatius
Aber selbst dann würde sich die Leberschädigung erst nach einigen Tagen auswirken. ;)

BeitragVerfasst: 21.03.2010, 00:32
von M1k3
Original von AlexanderS
Es wurde uns immer wieder gelehrt Alkohol und Schmerzmittel werden zu einer lebensgefährlichen Kombination.

Das trifft vlt. eher bei "echten" ( :P ) Schmerzmitteln aka Ketanest oder Opiaten (und deren Derivaten) zu, eine besondere Gefahr sehe ich bei Paracetamol, Ibuprofen oder Aspirin + Alkohol nicht. (Außnahme Vasodilation + Thrombozytenaggregationshemmer bei Blutungen).

Aber ich fragte aus echter Neugier, und lasse mir gern was neues erklären falls ich dazu was übersehen habe :)

BeitragVerfasst: 21.03.2010, 08:41
von Don Spekulatius
Eigentlich hat AlexanderS doch schon alles geschrieben. Im Lehrbuch der Gerichtsmedizin finden wir:

"Die hepatotoxischen Wirkungen (von Paracetamol) können bei Kindern, Unterernährung (Glutathionmangel), Alkoholikern (eingeschränkte Leberfunktion) und Einnahme von Enzyminduktoren (z.B. Phenobarbital, Ethanol) auch bei niedrigeren Konzentrationen auftreten (bei akuter Ethanolaufnahme kann die Bildung von N-Acetylchinonimin durch die Konkurrenz mit Ethanol um das P450 auch verringert sein)."

"Hauptsymptome in der Latenzzeit (36-72h) sind Nausea, Erbrechen und Schwindel"

Mit anderen Worten: Es ist schon so, dass die Kombination aus Alkohol und Paracetamol dazu führt, dass geringere Paracetamol-Dosen zu einer Leberschädigung führen. Die Symptome passen aber überhaupt nicht zu der hier geschilderten "Bewußtlosigkeit mit drohendem Atemstillstand" bei akuter Intoxikation mit Alkohol und Paracetamol.

BeitragVerfasst: 21.03.2010, 09:40
von AlexanderS
Joa, aber ich kann auch nur schreiben was ich als SanH weis. Ich war bei der weiteren Versorgung im Arztzelt nicht anwesend und weiß nur die Fakten von der Erstversorgung. Auch wenn keine toxische Nebenwirkung des Paracetamols der Auslöser für den drohenden Atemstillstand war, musste dieser trotzdem behandelt werden.

BeitragVerfasst: 21.03.2010, 11:38
von Onkel Juergen

BeitragVerfasst: 21.03.2010, 12:56
von Don Spekulatius
Original von AlexanderS
Joa, aber ich kann auch nur schreiben was ich als SanH weis. Ich war bei der weiteren Versorgung im Arztzelt nicht anwesend und weiß nur die Fakten von der Erstversorgung. Auch wenn keine toxische Nebenwirkung des Paracetamols der Auslöser für den drohenden Atemstillstand war, musste dieser trotzdem behandelt werden.


Schon recht, aber dann soll man sich eben manchmal nicht so sehr aus dem Fenster lehnen. Ob ein "drohender Atemstillstand", also einer, der noch nicht besteht, behandelt werden muss, kann zumeist nur der entscheiden, der übers Wasser laufen kann.

@Onkel Jürgen:
Ist ja prima von der Presse, dass zukünftigen Selbstmördern auch noch die notwendige Dosis angegeben wird. Vielleicht sollte man lieber sagen, dass Paracetamol nicht zu einem netten Einschlafen, sondern zu einem langsamen, qualvollen Verrecken führt.

BeitragVerfasst: 21.03.2010, 16:33
von Onkel Juergen
Original von Don Spekulatius

@Onkel Jürgen:
Ist ja prima von der Presse, dass zukünftigen Selbstmördern auch noch die notwendige Dosis angegeben wird. Vielleicht sollte man lieber sagen, dass Paracetamol nicht zu einem netten Einschlafen, sondern zu einem langsamen, qualvollen Verrecken führt.


Also ich bin ja nicht für die Inhalte der Berichterstattung verantwortlich sondern ich wollte zur Veranschaulichung und ev. besserem Verständnis des Themas hier etwas beitragen.
Und ich glaube auch nicht, daß ein potentieller Selbstmörder sich die Mühe macht und vorher fachliche Artikel liest - er wird sich soviel Tabletten wie möglich besorgen und sie sich dann in sich reinschütten weil viel hilft ja viel ... ;)

gruß Jürgen

BeitragVerfasst: 21.03.2010, 16:46
von caro87
Erfahrungswert vom Sandienst auf einem großen deutschen Rockfestival von vor einigen Jahren: 8 Paracetamol auf einen Liter Vodka waren bei unserer damaligen Patientin nicht mit dem Leben vereinbar. Fragt sich bloß, ob das wirklich an der Kombination lag, oder ob Einzelbestandteile ihres Frühstücks da nicht auch schon gereicht hätten.

BeitragVerfasst: 21.03.2010, 16:55
von Don Spekulatius
Original von caro87
8 Paracetamol auf einen Liter Vodka waren bei unserer damaligen Patientin nicht mit dem Leben vereinbar.

Alles eine Frage, wie schnell sich ein Spenderorgan finden lässt.

BeitragVerfasst: 24.03.2010, 21:11
von Johanna
Also eine Freundin von mir meinte mal ca 10Paracetamol-Tabletten mit der selben Menge Aspirin, 4 Koffein-Tabletten und noch "etwas" Alkohol kombinieren zu müssen. Sie wurde ins Krankenhaus gebracht und ein paar Tage später wurde ihr vom Arzt deutlich gesagt, dass sie daran gestorben wäre, wenn sie nicht im KH gelandet wäre.

BeitragVerfasst: 24.03.2010, 21:33
von caro87
Mich wundert immer wieder, auf was für Ideen die Leute kommen....

BeitragVerfasst: 24.03.2010, 21:38
von LevSani
Mein "Rekord" bei einer Patientin lag ja bei 6 Paras, 2 Aspirin und etwa 8 Lemocin. Und das bis etwa 10 Uhr am Morgen.

BeitragVerfasst: 24.03.2010, 22:52
von Markus


Statt die Packungsgröße von 30 auf 20 zu senken, hätt ich einfach die Tabletten vom Markt genommen und gegen Zäpfchen ersetzt.

Ein Suizidversuch mittels einer größeren Menge Zäpfchen ist mir noch nicht untergekommen, vmtl. liegt da die Hemmschwelle deutlich höher, sind damit zu stopfen ;-)

Naja, eigentlich ist es eine ernste Sache, gerade Paracetamol hat den Ruf, sehr gut verträglich zu sein, es ist auch ein Medikament, dass z.B. auch in der Schwangerschaft genommen werden darf und auch von Säuglingen vertragen wird. Zudem ist es preiswert und obligater Bestandteil der meisten "Hausapotheken". Von den frei verkäuflichen Schmerzmitteln ist es aber bei akuter Überdosierung recht gefährlich, da die Leber nicht solche Massen verstoffwechseln kann und sich dabei selbst zu Grunde richtet.

Ob die Verkleinerung der Abgabenmenge was bringen wird, wird die Zukunft zeigen. In Großbritannien erkennt man da zumindest keinen wirklichen zusammenhang, und die haben die kleineren Größen schon länger:
http://www.plosmedicine.org/article/info:doi/10.1371/journal.pmed.0040105