Original von Max
Ich dachte an eine Linksherzinsuffizienz, aber hätte man dann nicht im 12-Kanal-EKG etwas gesehen?
Wenn nicht gerade ein kardiogener Schock aufgrund eines Myocardinfarktes vorliegt - nein.
Edit: Anscheinend will ja niemand mehr hier was schreiben.
Was könnte der Patient nun haben? Mir würden mehrere Szenarien einfallen:
1. Intoxikation mit Deo (Schnüffeln)
Der Patient könnte (gewohnheitsmäßig) Deospray inhalieren und nun etwas "zuviel" genommen haben. Für diese These würden mehrere Faktoren sprechen:
- Auffindesituation
- Bewußtlosigkeit
- Schlechte Oxygenierung trotz (hoffentlich) suffizienter Beatmung.
Dabei würde man postulieren, dass es durch das Deo zu einer chronischen Lungenschädigung gekommen ist, die nun die Sauerstoffaufnahme behindert. Das geschilderte Brodeln wäre dann ein toxisches Lungenödem.
Gegen diese Lösung würde sprechen, dass dann die Bewußtlosigkeit entweder rasch nachlassen, oder eine Atemwegsverlegung zum Kreislaufstillstand führen sollte. Bei erhaltener Spontanatmung lässt die Wirkung des Deos dann rasch nach, weil dieses wieder über die Lunge abgegeben wird. Die respiratorische Insuffizienz führt nicht gnädigerweise zur Bewußtlosigkeit - jedenfalls nicht bei einer Sättigung von 80%.
2. SAB beim Toilettengang
Durch vermehrtes Pressen beim Toilettengang kommt es zum Platzen einer Gefäßaussackung im Gehirn und dadurch zur Bewußtlosigkeit. Die schlechte Oxygenierung wäre hierbei dann durch eine Aspiration von Mageninhalt zu erklären (Brodeln beim Abhören). Für diese Lösung würde wieder die typische Auffindesituation sprechen, dagegen das eher untypische Alter des Patienten. Aneurysmen finden sich fast nie beim Kind und fast nie beim Nichtraucher. Auch würde man hier eher einen höheren Blutdruck im Sinne eines Cushing-Reflexes erwarten.
Für den Notarzt wäre die Unterscheidung zwischen den beiden genannten oder einem dritten Szenario nicht primär wichtig. In beiden Fällen würde man den Patienten intubieren. Man könnte dann mit einem aggressiven Beatmungsmuster eine Verbesserung der Sauerstoffaufnahme erreichen - oder eben auch nicht. Unabhängig von der Ursache ging es dann mit dem Bild einer unklaren Bewußtlosigkeit in die Klinik und dort erstmal ins Schädel- und Thorax-CT.
Zur Herzinsuffizienz: Dafür würden das Brodeln in der Lunge sowie die schlechte Oxygenierung sprechen. Allerdings würde dies auf keinen Fall eine Bewußtlosigkeit erklären - jedenfalls nicht bei dem hier beschriebenen Blutdruck. Ihr müsst Euch mal davon verabschieden, dass Menschen bei einem minimal erniedrigten Blutdruck bewußtlos werden und bleiben. In Rückenlage dürfte sich ein Kind in dem geschilderten Alter selbst bei einem systolischen Blutdruck von 40-50 gerade mal ein wenig komisch fühlen.
Zuletzt geändert von
Don Spekulatius am 14.09.2010, 08:59, insgesamt 1-mal geändert.