Ein Abdominaltrauma ist keine kritische Blutung im Sinne des kleinen c, welches dem ABCDE vorangestellt ist.
Drei LPM Sauerstoff über eine Maske wird dem akut blutenden Patienten wenig bringen und auf Dauer ist dieser Flow auch gefährlich. Weiß jemand warum?
Die Atemfrequenz wurde nicht ausgezählt. Warum ist diese aber ein wichtiger Vitalparameter bei der Beurteilung eine kranken oder verletzten Patienten?
Die Schocklage ist ja sowieso sehr in der Diskussion, klassischer Weise ist sie bei einem Abdominaltrauma kontraindiziert (6B Regel). Hierbei besteht die Gefahr einer Blutungsverstärkung sowie eine Einschränkung der Atemmechanik.
Da der Effekt sehr gering und kurz ausfällt, ist sie im professionellen Setting bei der Versorgung des hämorrhagischen Schocks immer mehr in den Hintergrund gerückt und wird stellenweise auch nicht mehr gelehrt. Ob die Maßnahme im konkreten Fall geschadet hat - unklar.
Eine der wichtigsten Säulen bei der Versorgung von blutenden Patienten wurde hier vergessen: Der Wärmeerhalt. Warum ist dieser so wichtig?
Hier noch einmal das standardisierte Vorgehen nach Phtls beim Traumapatienten:
Vor/Während des Eintreffens:
Scene: Wo bin ich hier? Besonderheiten, KH Landschaft etc
Safety: Gefährdet irgendwas die Sicherheit meines Team, des Patienten oder von Umstehenden?
Situation: Was ist hier genau passiert? Wie ist die Kinematik? Wie viele Betroffene gibt es? Reichen meine Mittel aus?
Primary Assessment:
General Impression:
Zeigt mein Patient Lebenszeichen? Wie ist die Auffindesituation? Sehe ich Auffälligkeiten?
eXsanguination (ehemals kleines c):
Sehe ich lebensbedrohliche äußere Blutungen? -> Blutstillung
Airway:
Ist der Atemweg frei / bedroht / verlegt?
-> Atemweg freimachen, manuelle Stabilisation der HWS
Breathing:
(Trachea mittig?) Jugularvenenstauung? Atemfrequenz? Atemzugvolumen? Auskultation Thorax. SpO2? Inspektion + Palpation Thorax.
-> Beatmung, Sauerstoffgabe, Versorgung von lebensbedrohlichen Thoraxverletzungen
Circulation:
Inspektion + (Palpation) der großen Blutungsräume Bauch, Becken, Oberschenkel (bei Becken keine Palpation bei entsprechender Kinematik, Inspektioinsbefund oder Schmerzangabe), Beurteilung von Puls (Qualität, Frequenz, Rhythmus), Recap-Zeit sowie des Hautzustandes.
-> Kontrolle und Optimierung bereits durchgeführter blutstillender Maßnahmen, Zugang, Anlage Beckenschlinge
Disability:
Beurteilung der GCS (mindestens jedoch WASB), Pupillenkontrolle, Kontrolle der Sensomotorik. Bei Vigilanzminderung im Verlauf an eine BZ Kontrolle denken.
Environment:
Gibt es sonstige Auffälligkeiten? Spätestens jetzt Entkleidung, sofern notwendig. 10-for-10, Kommunikation mit dem Team.
-> Wärmeerhalt
Kritisch Verletzter Patient? Transport einleiten.
Secondary Assessment:
- Regelmäßige Evaluation des XABCDE
- Monitoring vervollständigen
- Detailierte körperliche Untersuchung (fokussiert oder orientierend)
- SAMPLER-Anamnese
- Versorgung von Bagatellverletzungen (Schienung, Analgesie etc.)
Ggf. alles während des Transports
Sicherlich für den SSD sehr viel Input, für den angehenden RS allerdings durchaus passend