Bücher bringen Pech [EH]

Notfallszenarien für Ersthelfer bis Rettungsdienstmitarbeiter.

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15.05.2010, 16:38
Genau das habe ich mich auch gerade gefragt. Mir wurde es so beigebracht, dass man nur unter Zug schient. Und da der Zug dafür sorgt, dass die Knochen wieder annähernd ihre ursprüngliche Lage einnehmen, würde ich das auch als Reponieren bezeichnen.
Ich bin als Rettungsschwimmer geboren, mit Wasser gestillt und aufgezogen! Hurra!:P

leverkusen.dlrg.de
www.drk-lev.de

15.05.2010, 17:00
Schienen unter Zug ist sinnvoll - die Knochenfragmente werden leicht auseinandergezogen, schmerzhaftes Reiben fällt weg. Eine recht einfache Maßnahme, um deutliche Schmerzlinderung zu erreichen

Aber:

Schienen unter Zug ist nur mit sehr wenigen Materialien möglich, da der Zug aufrechterhalten muss. Samsplint funktioniert nicht, ebensowenig wie Vakuumschienen. Wirkliche Systeme die das können gibt es i.d.R. nur bei der Bergwacht ect.
Möglich ist das z.B. mit dem KTD:
http://www.sapros.ch/de-Stuetzen-Schienen.htm?cn=3493775&pn=100&pgid=4727&prodgrptype=detail
oder Streckschienen:
http://ctc-beschaffung.de/product_info.php?info=p123_CT-6-Karbon-Streckschiene.html&XTCsid=ba409abde3f06e95c5126160ca17052a
Zuletzt geändert von Markus am 15.05.2010, 17:02, insgesamt 1-mal geändert.

15.05.2010, 17:07
Also wir legen bei solchen Fällen nur ein Sam Splint an. Mit ziehe oder ähnlichem funktioniert das ja da aber nicht.
17 Jahre, San B2, Schülerin, Musikzug, Tierretterin^^ und Schulsanitäterin aus Leidenschaft ;)

15.05.2010, 17:13
Aber:

Schienen unter Zug ist nur mit sehr wenigen Materialien möglich, da der Zug aufrechterhalten muss. Samsplint funktioniert nicht, ebensowenig wie Vakuumschienen. Wirkliche Systeme die das können gibt es i.d.R. nur bei der Bergwacht ect. Möglich ist das z.B. mit dem KTD:

Da bin ich jetzt allerdings etwas verwundert.
Weshalb muss der Zug aufrecht erhalten werden? Wegen Schmerzen?
In der Vergangenheit habe ich bei allen Patienten mit Fraktur unter Zug geschient (mit Samsplint oder Vakuum-Schiene) und nach dem Schienen (und damit verbunden dem Aufheben des Zuges) empfanden die Patienten deutlich geringere Schmerzen...

15.05.2010, 17:16
Kurze Frage:

Wie macht ihr des dann?
Nehmt ihr dann einfach beide Teile des Bruchs (also die Seiten beider Bruchstellen) , zieht die dann auseinander und lasst sie wieder los, damit sie dann wieder "normal" aufeinander passen?
17 Jahre, San B2, Schülerin, Musikzug, Tierretterin^^ und Schulsanitäterin aus Leidenschaft ;)

15.05.2010, 17:18
Weshalb der Zug aufrecht erhalten werden muss, ist ja recht klar:
Zug weg -> Knochenenden kommen wieder gegeneinander -> Schmerzen

Aber auch ich bin etwas verunsichert, da es in der Ausbildung immer hieß, dass man nur unter Zug schient. Da bei der SamSplint aber scheinbar kein Zug aufrecht erhalten bleibt, macht das Ziehen für mich jetzt nicht wirklich Sinn.
Da bitte ich also jetzt um Aufklärung.

Was aber eine Erklärung für die Schmerzlinderung in dem von dir beschriebenen Fall wäre, ist der Placebo-Effekt. Das wäre jetzt meine Idee.

€:
@ Kurzli:
Ich habe es so gelernt: Man setzt die Bruchstelle unter Zug, legt unter Zug die SamSplint an und fixiert die SamSplint. Anschließend lässt man den Arm los, sodass man ihn nichtmehr unter Zug setzt. Der Zug soll dann durch die SamSplint aufrecht erhalten bleiben. Letzteres scheint ja laut Markus nicht so toll zu klappen.
Zuletzt geändert von LevSani am 15.05.2010, 17:21, insgesamt 1-mal geändert.
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15.05.2010, 17:22
Da bin ich jetzt allerdings etwas verwundert. Weshalb muss der Zug aufrecht erhalten werden? Wegen Schmerzen? In der Vergangenheit habe ich bei allen Patienten mit Fraktur unter Zug geschient (mit Samsplint oder Vakuum-Schiene) und nach dem Schienen (und damit verbunden dem Aufheben des Zuges) empfanden die Patienten deutlich geringere Schmerzen...

Muskeln und Sehnen sind ja am Knochen befestigt, fällt der Knochen als Stabilitätsgeber weg, üben diese Weichteile einen Zug auf die Extremität aus (häufig ist ein Körperteil nach Fraktur ja auch verkürzt). Streckschienen, Extensionsschienen oder auch eine vorübergehende Extensionsbehandlung bis zur OP in der Klinik üben einen Zug entgegen des Muskel-Sehenzugs aus - hierdurch werden die Frakturenden etwas auseinandergezogen - was eine relativ große Schmerzminderung bewirkt (sonst reiben diese Knochenenden ect. bei minimalen Bewegungen / Transport aufeinander und reizen so das sehr schmerzhafte Periost).
Gerade bei längeren Transportwegen ohne gute Analgesie (daher das Beispiel Bergwacht) erreicht man so einen Zustand, der gut toleriert werden kann.
Es bringt aber wenig, erst einen Zug aufzubauen, dann aber eine Schiene einzusetzen, die diesen Zug nicht aufrechterhält - kann man machen - ist dann aber nicht um unter Zug zu schienen, sondern um vor der Schienung zu Reponieren ;-)
Die Schmerzminderung, wie du sie beschreibst, wird vmtl. durch die Ruhigstellung bedingt sein - das reduziert ja auch ein Reiben der Fragmente, schließt es jedoch nicht so sicher aus, als wenn diese durch Zug voneinander getrennt wären.

15.05.2010, 17:25
Das mit dem Zug aufrecht erhalten, stand bei uns auch im Ausbildungsheft bei der Helmabnahme, was ja eig auch recht logisch ist. Allerdings wurde es uns nacher in der Praxis ohne Zug beigebracht.


Das mit dem Sam Splint funktioniert nicht mit dem zug aufrecht erhalten. Ist ja eig auch recht logisch. Um nacher noch Zug darauf zu haben, müsste man so was wie ein Stiffneck für andere Körperteile erfinden. :D
Wo oder wie sollte denn nach eurer Ansicht der Zug bei einem Sam Splint erhalten bleiben? Rein logisch gesehen ist das Ding ja relativ glatt,gebogen und weiß nich was noch, da kann das ja gar nicht funktionieren.
17 Jahre, San B2, Schülerin, Musikzug, Tierretterin^^ und Schulsanitäterin aus Leidenschaft ;)

15.05.2010, 17:30
Ich kann's dir leider nicht beantworten, sorry.

Ich beziehe mich halt nur auf meine Ausbildung, in der - sowohl im Erweiterten-EH-Kurs, in der Schulsani-Ausbildung wie auch im Rettungshelfer - auf die Schienung unter Zug hingewiesen wurde. Geübt wurde bei allen drei Sachen nur mit SamSplint und Vakuumschiene!

Wie gesagt, auch die Praxiserfahrungen zeigen, dass es scheinbar doch was bringt, und ich habs bisher auf professioneller Ebene auch nicht anders erlebt (außer halt Frakturen im Bereich des Ellebogens, wo das teils nur sehr schwierig umsetzbar ist).

15.05.2010, 17:33
Trotzdem Danke :]
Ich werde unseren Ausbilder bei der nächsten Fortbildung mal darauf ansprechen und ihn löchern, wie ein Schweizer Käse :D
17 Jahre, San B2, Schülerin, Musikzug, Tierretterin^^ und Schulsanitäterin aus Leidenschaft ;)

15.05.2010, 17:48
Hat nicht irgendwer ein vernünftiges, weitergehendes und aktuelles Rettungsdienstlehrbuch zu Hause griffbereit herumstehen, dass er da mal eben reinschauen kann, was die zu dieser Thematik sagen?

15.05.2010, 18:01
Der achsengerechte Längszug muss durch die Schiene aufrechterhalten bleiben.

Quelle: Runggaldier, K.: Rettungsdienst RS/RH. München 2006

Edit: Als Schienungsmöglichkeit werden allerdings hier auch SamSplint und Vakuumschienen erwähnt, insofern müsste das hiermit auch irgendwie möglich sein.
Zuletzt geändert von Tone Bone am 15.05.2010, 18:02, insgesamt 1-mal geändert.

15.05.2010, 18:38
Also in meinem "Handbuch Sanitätsdienst" vom DRK (Ausgabe 2009) steht unter Schienung mit Samsplints (im Kontext am Arm) nirgends etwas von Zug aufbauen (kann ich mir ganz ehrlich in einer Samsplint auch schwer vorstellen).
Beim Ruhigstellen vom Bein (Vakuumschiene) steht allerdings was von Zug aufbauen und wurde uns auch so beigebracht.

Wie würdet ihr denn den Unterarm unter Zug nehmen? Beim Unterschenkel geht das durch den Fuß eigentlich gut, aber wie würdet oder packt ihr den Arm/Hand an?
Zuletzt geändert von gorld am 15.05.2010, 18:39, insgesamt 1-mal geändert.
Endlich EH! 04.05.2008!

15.05.2010, 18:40
Man muss es sich ja nicht kompliziert machen ;) :
Einmal die Hand des Patienten festhalten, wie wenn man ihm die Hand schüttelt.
Andere Hand an den Oberarm knapp oberhalb des Ellebogens oder auch schon Richtung Schulter.
Somit steht dann der Unterarm unter Zug.

15.05.2010, 18:40

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