Babinski hat geschrieben:Auf deine (pharmakologische) Therapie wäre wohl jeder Anästesist stolz, aber ich wundere mich, ob diese für einen Notarzt duchführbar ist?
Ich arbeite selber nicht in der Notfallmedizin, aber in der Klinik wurde mir noch nie ein Patient mit EEG übergeben. Wenn sowas auf euren Fahrzeugen verladen ist, dann klingt deine EEG-gesteuerte Gabe von Medikamenten sinnvoll.
Das waren ja nur die Leitlinien. Selbstverständlich haben wir kein EEG an Bord und selbst wenn wäre nach einer Einleitungsdosis Propofol ja ohnehin nur ein Burst Suppression Muster zu sehen.
Aber bleiben wir noch mal beim normalen Ablauf: Wir haben also einen krampfenden Patienten und postulieren, dass wir den Krampf unterbrechen müssen. In den meisten Fällen wird dies durch die in den LL genannten First-Line Präparate ja auch gelingen. Klappt dies aber nicht, dann bleibt aber in der Regel in der Notfallmedizin nicht mehr viel anderes übrig als Propofol oder Thiopental. Wenn ich das nun mit den Benzos kombiniere, die der Patient schon bekommen hat, dann habe ich einen tief bewußtlosen Patienten vor mir - der eben einen Tubus benötigt. Erst vor 2 Wochen musste ich einen Patienten nach einem Krampfanfall intubieren, weil er (LL-gerecht) 20 (in Worten: zwanzig) mg Midazolam bekommen hat. Der hat nicht mehr gekrampf, war aber dennoch tief bewußtlos mit verlegtem Atemweg.
Was ich damit sagen will ist, dass in der Notfallmedizin beim Versagen der First-Line Präparate der Weg so gut wie immer zur Narkose hingehen wird - es sei denn, man akzeptiert das weitere Krampfen.
Mittlerweile (nach 2002 wie bei deinen Quellenangaben) weiß man in einer Klinik der neurologischen Maximalversorgung. Aktuell werden dazu die LL verändert. Ein CT ist bei neurologischen Problemen IMMER die zweite Wahl. Nur bei Patienten, welche aufgrund ferromagnetischen Dingen im Körper nicht dürfen oder adipösen Patienten die nicht reinpassen.
Hier siehst Du gut den unterschiedlichen Denkansatz zwischen Notfallmedizin/Anästhesiologie und z.B. der Neurologie.
Die Frage in der Notfallmedizin ist ja nicht, was besser ist, sondern was dem Patienten einen sofortigen Benefit bringt. Natürlich ist die Diagnose umfassender, wenn der Patient ein MRT bekommt. Die Frage ist nur, ob dies für ihn outcomerelevant ist.
Wenn ihr bei euch 5 (!) cMRT's habt und du sogar 1 Jahr dort gearbeitet hast, müsstest du eigentlich wissen, dass man schon nach 2 Schichten (ca.5-7 Min) mit einer Therapie (im cMRT) beginnen kann.
Ja. Ich weiß aber auch, dass die Neurologen immer sagen "Wir brauchen das" und dann mit den Worten "Rufen Sie mich an, wenn die Bilder da sind" verschwinden. Klar habe ich die ersten Schichten nach 5-7 Minuten. Dies aber nur, wenn der Patient schon im MRT liegt ! Aber genau das ist der Aufwand, den die meisten Auftraggeber ja gar nicht mitbekommen, weil sie sich immer verdrücken, bis die Bilder da sind. Wir waren neulich 2h damit beschäftigt, einen Intensivpatienten durch ein MRT zu fahren für eine Untersuchung, die zwar aus diagnostischen Gründen für die Neurologen hoch interessant war, für den Patienten aber genau NULL Konsequenz hatte. Die Untersuchungszeit war dabei das geringste.
40 Minuten bis die Behandlung anfangen kann? Niemals!
Jetzt vermischen wir mal die Posts nicht. Mit den 40 Minuten waren die für das, was Du wolltest genannten Sequenzen gemeint:
- Blutungssausschluß
- Diffusion
- Gefäßdarstellung
Klar kommst Du mit ein paar Minuten klar, wenn Du nur einen Blutungssausschluß machst. Dann profitiert der Patient aber auch nicht vom MRT - oder? Hier muss man schon fair sein und beides vergleichen:
CT nativ
CT Angio
CT Perfusion
Sind in 10 Minuten fertig, ohne den Patienten zu entkleiden usw....
Die Läsionen, die so klein sind, dass der Patient dann auch noch von einem MRT profitiert, hast Du nicht nach 5-7 Minuten - das kannst Du mir nicht erzählen. Die Infos, die Du im MRT nach 5-7 Minuten hast, brauchen im CT nur 2-3.
Man kann auch noch eine Schädigung des N.facialis ausschließen, des N. oculmotorius... Bestimmte Reflexe (ich liste die jetzt nicht alle auf, du kennst die ganzen (Phyramidenbahn)-Reflexe ja...)
Klar, nicht alles lässt sich einfach überprüfen, aber eine solche einfache Untersuchung kann doch gemacht werden.
Klar. Aber Frage erneut: Mit welcher Konsequenz ? Notfallmedizin ist nicht allumfassend. Es geht darum, den Patienten so schnell wie möglich in ein geeignete Klinik zu bringen und seinen Zustand hierfür zu stabilisieren.